Gutes Essen gehört bei uns ja zu jedem Urlaub genau so dazu wie ausgiebige Wanderungen. Besonders die Südtiroler Küche hat es uns seit einigen Jahren angetan.
Deshalb wollten wir es uns bei unserem letzten Besuch in Südtirol auch nicht nehmen lassen, einen Kochkurs zu belegen. Wir wollten aber nicht nur irgendeinen beliebigen Kochkurs machen, sondern einen besonderen bei dem wir nicht nur das Zubereiten von speziellen Speisen sondern auch noch etwas über die Zutaten lernen konnten.
Deshalb entschieden wir uns für einen Wildkräuterknödel Kochkurs, der regelmäßig in Schenna angeboten wird. Der Kochkurs wird vom Oberhaslerhof durchgeführt, dessen Besitzerin in Schenna auch als Kräuterhexe bekannt ist.
Bevor wir mit dem eigentlichen Kochkurs starteten, nahm uns unsere Kräuterhexe zunächst einmal mit in den Hofeigenen Kräutergarten. Wer hier nun aber Kräuter à la Basilikum, Thymian und Rosmarin erwartete lag vollkommen falsch. Der Garten wirkte im ersten Moment eher etwas verwildert und gar nicht so richtig wie ein angelegter Garten.
Das ist aber auch vollkommen beabsichtigt, denn es handelt sich um einen Wildkräutergarten und wie der Name schon sagt, wachsen die Kräuter hier wild und es handelt sich dabei auch ausschließlich um Unkräuter. Das sind all die Kräuter, die auch bei uns im heimischen Garten wachsen, von uns eher als ungebetene Gäste angesehen werden und sofort als Unkraut entfernt werden.
Bevor wir nun also lernen sollten, wie man Wildkräuterknödel macht, mussten wir die dafür benötigten Kräuter erst einmal frisch ernten. Unsere Kräuterhexe nahm das zum Anlass, um uns ein bisschen mehr über die Wirkungsweisen der einzelnen Kräuter zu erzählen und dieses Wissen möchten wir heute gerne an dich weitergeben:
Kräuterlehre auf dem Oberhasler Hof
Schon bei den ersten Kräutern waren wir fasziniert davon, was diese Kräuter, die wir einfach so aus dem Garten entfernen und wegwerfen, alles können. Dahinter verbergen sich zum Teil richtige Schätze und Wunderwaffen. Zukünftig werden wir mit diesem Unkraut sicher etwas sorgfältiger umgehen und uns mehrmals überlegen, ob wir es einfach wegwerfen oder in der heimischen Küche weiter verarbeiten.
Kommen wir aber zu dem, was wir über die einzelnen Unkräuter gelernt haben:
Vogelmiere
Zuerst lernen wir etwas über die Vogelmiere. Wir haben zum ersten Mal von diesem Kraut gehört und fanden es daher spannend, gleich etwas völlig neues zu lernen. Die Vogelmiere enthält viel Farbstoff und wird daher oft zum Färben von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Pasta, verwendet. Außerdem kann man, in der Kombination mit Öl, auch Salben aus der Vogelmiere erstellen, die dann gut gegen alle möglichen Arten von Verletzungen sind.
In der Ernährung kannst du Vogelniere bedenkenlos für Salate oder auch Pesto verwenden.
Löwenzahn
Kommen wir zu einem etwas bekannteren Unkraut: Dem Löwenzahn sind wir sicherlich alle schon begegnet und das nicht nur in der gleichnamigen Kindersendung mit Peter Lustig.
Für uns war der Löwenzahn bisher tatsächlich immer eher ein Unkraut und wir hätten nicht daran gedacht, diesen zum Zubereiten von Speisen zu verwenden. Dabei ist dieses kleine Pflänzchen aber ein echtes Naturwunder und eigentlich ist es sehr schade, dass wir davon so wenig Gebrauch machen!
Generell ist es überhaupt kein Problem, Löwenzahn zu essen so lange wir uns auf eine Menge von unter 100 Stück am Tag beschränken. Ab dann kann das Pflänzchen nämlich giftig für uns werden. Essbar ist eigentlich alles an der Pflanze. Die Blätter sind zwar eher hart, aber trotzdem genießbar.
In der Blütezeit des Löwenzahns empfiehlt unsere Kräuterhexe sogar täglich eine komplette Pflanze zu essen. Ja genau! Mit komplett meint sie den Stängel, die Blätter UND auch die gelbe Blüte.
Wofür für das Ganze? Das Essen von Löwenzahn hat mehrere positive Effekte auf unseren Körper: Es reinigt und vermehrt unser Blut, es macht eine schöne Haut und es putzt alle Organe, wie zum Beispiel die Nieren und die Blase, einmal kräftig durch. Klingt doch echt super, oder?
Wir probieren gleich mal ein Pflänzchen, sind aber noch nicht so angetan vom Geschmack und fragen daher, was wir daraus machen könnten um den Geschmack ein wenig zu verbessern.
Unsere Kräuterhexe hat gleich mehrere Ideen:
Eine Option wäre es, Löwenzahnpesto daraus zu machen. Hierzu verwendest du am besten die Blüte und mischst sie mit Öl und Salz. Das Ganze hält sich etwa 4 Wochen in einem verschlossenen Glas. Für einen besseren Geschmack, kannst du auch noch andere, besser schmeckende Kräuter, hinzufügen.
Die zweite Option ist es, den Löwenzahn in kleinen Mengen in einen Smoothie zu mischen. Zusammen mit Obst kommt der Löwenzahngeschmack dann gar nicht mehr raus und du genießt einfach nur dein fruchtiges Getränk.
Bei der Ernte von Löwenzahn gilt: Immer darauf achten, wo du das Ganze einsammelst. Vom Löwenzahn am Straßenrand solltest du besser die Finger lassen, denn der könnte auch schon von Hunden angepinkelt oder auf eine andere Art und Weise verschmutzt worden sein. Wenn du einen eigenen Garten hast, dann ist es am sichersten, den Löwenzahn von hier zu ernten.
Du kannst anstelle des frischen Löwenzahns aber auch die Löwenzahnwurzel verwenden. Diese trocknest du und verarbeitest die Wurzel dann in einem Mixer zu feinem Pulver. Die Bitterstoffe aus diesem Pulver helfen gegen aufkommenden Hunger und hilft dabei, weniger zu essen – ideal also zum Beispiel bei einer Diät. Nimmst du vor einer Mahlzeit ein bisschen von diesem Pulver zu dir, wirst du weniger essen, weil die Magensäfte durch den Verzehr des Pulvers angeregt werden und die Sättigungsgefühle daher schneller einsetzen so dass wir einfach weniger Hunger haben.
Auch das Löwenzahnwurzel-Pulver dürfen wir direkt probieren und verziehen dabei erst einmal die Mundwinkel, denn es ist wirklich bitter. Am Spruch Bitter macht fitter scheint in diesem Fall auf jeden Fall etwas dran zu sein…
Extratipp: Für das beste Ergebnis immer die Wurzeln im Herbst ernten!
Brennnessel
Und schon geht es weiter zum nächsten Unkraut, welches uns noch aus unserer Kindheit leider eher in schmerzhafter Erinnerung geblieben ist: Wer von uns hat als Kind nicht mal unachtsam oder aus Versehen eine Brennnessel angefasst und musste danach getröstet werden, bis das Brennen an den Händen nachließ? Hätten wir nur damals schon gewusst, dass wir Brennnessel bedenkenlos anfassen können, solange wir es von unten und nicht von oben tun… die haarige und etwas flauschige Oberseite ist nämlich diejenige, die das Brennen verursacht.
Auch die Brennnessel ist ein sehr tolles und vielseitiges Unkraut, welches wir für allerlei verschiedene Dinge verwenden können. Von allen Unkräutern hat es die meisten Vitamine und Mineralien. Wichtig zu wissen für die weitere Verarbeitung des Unkrauts ist es jedoch, dass Mineralien hitzebeständig sind und Vitamine nicht. Das heißt also, wenn wir alle Mineralien und Vitamine der Pflanze auskosten möchten, sollten wir die Pflanze nicht erhitzen.
Eine Möglichkeit, alle Lebensgeister aus der Brennnessel für uns zu nutzen ist es einen Brennnesselessig herzustellen. Hierzu nehmen wir einfach ein paar Blätter Brennnesssel und geben es in eine Flasche Essig. Das Ganze hält ewig und ist super gesund. Auch hier hat unsere Kräuterhexe gleich eine Flasche selbst gemachten Brennnesselessig mit dabei und lässt uns direkt kosten. Schmeckt gar nicht so schlecht!
Aber was kann man sonst noch so aus Brennnessel machen?
Etwas sehr bekanntes ist der Brennnesseltee, welcher sehr gesund ist. Für eine Tasse Tee nimmst du ca. so viele frische Brennnessel, wie du mit 3 Fingern nehmen kannst. Hast du nur getrocknete Brennnessel zur Hand verwendest du alternativ 1 Teelöffel davon. Nach einer Tasse Brennnesseltee solltest du auf jeden Fall die doppelte Menge, also zwei Tassen, Wasser trinken um die Wirkung des Tees vollends zu entfalten und deinen Körper ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen.
Um alle Vitamine und Mineralien, die dein Körper an einem Tag benötigt, schnell zu dir zu nehmen, isst du einfach ein Mal täglich einen halben Teelöffel mit Brennnesselsamen. Wahnsinn, was so eine kleine Menge schon alles bewirken kann, oder?
Eine weitere tolle Möglichkeit die Brennnessel zu nutzen ist es sie als natürlichen Dünger einzusetzen. Dazu legst du einfach ein paar Zweige frische Brennnessel unter einen Blumenkasten und schon entfaltet die Pflanze ihre düngende Wirkung auf die Pflanzen, die im Blumenkasten gepflanzt sind.
Frauenmantel
Kommen wir zu einem weiteren Unkraut: dem Frauenmantel. Der Frauenmantel ist ein Rosengewächs und eignet sich wunderbar zur Behandlung von Durchfall. Ich habe außerdem erst kürzlich von meiner Hebamme erfahren, dass Frauenmantel auch gut gegen Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft hilft. Hierzu trinkst du das Unkraut am besten als Tee.
Du kannst aber auch lustige Dinge aus Frauenmantel herstellen: So zum Beispiel einen grünen Kuchen aus Mürbeteig. Dazu mischst du unter den Teig einfach eine Hand voll Frauenmantel. Wir haben das selbst noch nicht probiert, aber lass uns wissen, ob es funktioniert!
Lecker schmeckt Frauenmantel wohl auch in selbst gemachten Spätzle. Wir sind ja richtig große Spätzlefans und werden das beim nächsten Mal, wenn wir den Teig dafür machen, auf jeden Fall einmal testen.
Schafgabe
Das letzte Unkraut, über das wir heute mehr erfahren, ist die Schafgabe. Diese sollten Frauen, zum Beispiel, nach der Geburt konsumieren, weil es hilft innere Blutungen zu heilen. Außerdem wird Schafgabe auch als Magenmittel verwendet weil es einen nervösen Magen bekämpfen kann.
Und wie macht man daraus Wildkräuterknödel?
Nach dem spannenden Exkurs in die Kräuterlehre, begeben wir uns nun mit einer großen Schüssel voll verschiedener Unkräuter, auf den Weg in die Küche um endlich zu lernen, wie wir nun aus den ganzen Kräutern etwas köstliches für unseren Tisch zaubern können. Wir lernen nämlich nun, wie wir aus den ganzen Kräutern und diversen anderen Zutaten Wildkräuterknödel machen können.
Knödel sind in Südtirol eines der bekanntesten und berühmtesten Speisen. Es gibt sie in ganz vielen verschiedenen Varianten: Herzhaft und süß, mit Fleisch und vegetarisch, rund oder oval… der Phantasie des “Knödelrollers” sind hier keine Grenzen gesetzt.
In recht kurzer Zeit produzieren wir also aus den frisch geernteten Kräutern solche Köstlichkeiten:
Natürlich möchten wir auch dir nicht vorenthalten, wie man das Ganze macht und deshalb kommt hier jetzt exklusiv für dich das Rezept für Wildkräuterknödel:
Zutaten für etwa 8 Knödel
- 200g schnittfeste (am besten 3 Tage getrocknete) Semmeln oder Knödelbrot
- 50g Zwiebeln
- 1 Knoblauchzehe
- 2 EL Butter
- 150ml Milch
- 2 EL Mehl
- 2 Eier
- Salz und Pfeffer aus der Mühle
- Einen großen Topf Wildkräuter
- Ein größeres Stück herzhaften Käse
- Streukäse
- Essbare Blüten
Zubereitung der Knödel
- Zuerst schneidest du die Semmeln in kleine Würfel. Hast du fertiges Knödelbrot zur Hand, musst du das natürlich nicht mehr machen und kannst direkt mit dem nächsten Schritt fortfahren.
- Danach schälst du die Zwiebeln und den Knoblauch und schneidest beides in feine Würfel, die du dann in Butter hellbraun andünstest.
- Gib dann die Milch sowie Salz und Pfeffer mit dazu und lass alles kurz aufkochen. Je nach Geschmack kannst du hier schon etwas würzigen Käse mit in die Mischung geben.
- Füge außerdem noch das Mehl hinzu und rühre alles gut um.
- Nun schneidest du die Wildkräuter mit einem Mixer klein und gibst sie über das Knödelbrot. Auch die zwei Eier fügst du hinzu und gibst zum Schluss die Mischung aus dem Topf darüber.
- Jetzt wird es handgreiflich, denn du mischst das Ganze so lange mit den Händen durch, bis das Brot vollständig aufgeweicht ist und eine klebrige Masse ergibt.
- Mit nassen Händen formst du nun die Knödel aus dem Teig. Für einen noch besseren Geschmack, legst du in die Mitte jedes Knödels vorher ein Stückchen Käse. Dieser Käsekern wird später beim Kochen der Knödel schmelzen und dann beim Anschneiden herauslaufen! Mega lecker!!!
- Erhitze im Anschluss auf dem Herd einen großen Topf mit Wasser und füge etwas Salz hinzu wie beim Nudeln kochen.
- Gib die Knödel in das kochende Wasser und lasse sie so lange kochen, bis sie anfangen im Wasser zu tanzen. Dann sind sie fertig.
- Lege sie nun in eine extra Pfanne und gib etwas Streukäse darüber. Decke das Ganze mit einem Deckel ab und während der Käse nun zu schmelzen beginnt, kannst du in einem extra Topf noch etwas Butter zum schmelzen bringen bis du braune Butter hast, die du dann über die, mit Käse bestreuten, Knödel gibst.
- Noch einmal ein bisschen unter dem Deckel ziehen lassen und zum Schluss mit essbaren Blüten bestreuen um das Ganze noch schöner auf den Tellern anzurichten.
Guten Appetit!
Das Video zum Rezept
Wie das Ganze dann in der Praxis genau aussieht, kannst du in unserem dazugehörigen Video auf unserem YouTube Kanal anschauen:
Uns hat der Kochkurs auf dem Oberhaslerhof unheimlich gut gefallen. Wir haben sehr viel gelernt und das Essen war köstlich. Selbst gemachte Knödel stehen seit dem regelmäßig auf unserem Speiseplan. Wir probieren immer mal wieder neue Füllungen aus und haben uns auch ein extra Knödelkochbuch in Südtirol gekauft:
33x Knödel – So genießt Südtirol
Wir haben bereits das Kochbuch So kocht Südtirol* aus dem wir regelmäßig kochen. Jetzt haben die drei Köche auch noch viele kleine Kochbücher zu diversen Themen raus gebracht.
Das Knödelkochbuch* ist einfach nur genial und wir können es nur wärmstens empfehlen!
Wildkräuterknödel sind absolut köstlich und wir finden es wirklich schade, dass die Unkräuter, die wir dafür verwendet haben, von uns Menschen so missachtet werden. Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten, dass auch Unkräuter viel häufiger in euren Küchen verwendet werden.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du Wildkräuter bisher auch immer unterschätzt? Wirst du sie zukünftig auch zum Kochen verwenden? Schreib uns deine Meinung unten in die Kommentare!
Vielen Dank an die Marketinggesellschaft Meran – Merano Marketing (MGM), die uns zu diesem Kochkurs eingeladen haben. Unsere Meinung bleibt davon aber wie immer unberührt.
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Das Knödelrezept probiere ich aus, klingt sehr lecker. Auch wenn ich schon die eine oder andere Kräutertour gemacht habe, man lernt doch immer wieder was Neues: Löwenzahnwurzel und Brennnesselessig kannte ich noch nicht. Tolle Idee!
Ja, wir waren total begeistert von all dem, was wir in diesem Kochkurs gelernt haben! Es war mega informativ und wirklich richtig richtig spannend! Vieles davon werden wir auf jeden Fall für uns nutzen und Knödel machen wir seit dem regelmäßig! 🙂
Toller Artikel, sehr informativ. Vielen Dank, dass Sie es im Detail behandelt haben.
Vielen Dank für die lieben Worte!